Einweihung des Friedensmahnmals bei der Gressn-Kapelle
In Eidenberg kamen am letzten Kriegstag drei Hitlerjungen aus Sachsen im Alter zwischen 14 und 16 Jahren ums Leben, als sie auf amerikanische Panzer schossen. Dieses Ereignis nahm der Kameradschaftsbund 70 Jahre nach Kriegsende zum Anlass, am Ort des Geschehens bei der Gressn-Kapelle ein Mahnmal gegen Fremdenfeindlichkeit und Völkerverhetzung zu errichten.
Mit Hilfe von heute in Deutschland noch lebenden Angehörigen konnte der historische Hintergrund recherchiert werden. Ziel war es, den Namen der Burschen Gesichter zu geben. Die Ereignisse sind unter http://www.kameradschaftsbund-eidenberg.at/Historisches.15.0.html nachzulesen.
Am 9. Mai 2015 versammelten sich rund 150 Leute – darunter auch zahlreiche Kameraden der umliegenden Vereine – zu einer kleinen Feier, um das Denkmal einzuweihen.
KB-Obmann Thomas Schwierz betonte in der Einleitung, das Mahnmal sei kein Kriegerdenkmal des Zweiten Weltkriegs, sondern wolle vielmehr in unsere Gegenwart herüberleiten und vor Augen führen, in welche Katastrophen Fremdenfeindlichkeit und Völkerverhetzung münden.
Landeskurat Msgr. Mag. Ewald Kiener weihte das Denkmal ein. Dabei erklärte er die Symbolik:
Der Spalt zwischen den Steinen steht für den Bruch, der durch zwischenmenschliche Probleme, Vorurteile im Kleinen und Krieg im Großen in der Gesellschaft und im Zusammenleben von Menschen und Völkern entstehet. Der Regenbogen überspannt diese Bruchlinie und verbindet die beiden unterschiedlichen Steine, den breiten, flachen, hellen und den dunklen, wuchtigen und hohen. Das in der Sonne bunt leuchtende Glas des Regenbogens bringt Farbe in die traurige Geschichte. Der Regenbogen erinnert an den Alten Bund nach der Sintflut. Im Buch Genesis heißt es (Gen 9;11,16): „Ich habe meinen Bund mit euch geschlossen: Nie wieder sollen alle Wesen aus Fleisch vom Wasser der Flut ausgerottet werden … Steht der Bogen in den Wolken, so werde ich auf ihn sehen und des ewigen Bundes gedenken zwischen Gott und allen lebenden Wesen, allen Wesen aus Fleisch auf dieser Erde.“
Die Tafel des einen Steines zeigt Fotos der drei Burschen. Namen alleine berühren nie so wie Bilder und regen auch nie so zum Nachdenken an. Unter den Fotos ist die schwarze Tafel angebracht, die sich einst auf dem Grabkreuz des Waldgrabs in der Kühhalt befand. Die Geburtsdaten sind nicht ganz richtig wiedergegeben und zudem waren die drei Hitlerjungen auch keine Luftwaffenhelfer, wie es auf der Tafel verlautet, doch vermittelt die originale Grabtafel authentisch Geschichte. Der Text lautet: „Um Jugend und Leben betrogen.“ Eine zweite Inschrift an der Mauerkante stellt den aktuellen Bezug zu unserer Zeit her: „Der Tod der drei Kindersoldaten aus Sachsen sei uns Mahnung vor Völkerverhetzung und Fremdenfeindlichkeit.“ Das Mahnmal steht unter dem Zeichen der Erlösung, dem Kreuz. Die griechischen Buchstaben in der Kreuzesmitte, X und P, sind die Anfangsbuchstaben von Christus: XPIΣTOYΣ. Lateinisch ausgelegt bedeuten sie Frieden: PAX.
Bürgermeister Adi Hinterhölzl sprach die Flüchtlinge an, die aus den derzeitigen Kriegsgebieten nach Europa kommen. Ihnen sollen wir offen und hilfsbereit begegnen.
Der geschäftsführende Präsident des OÖ. Kameradschaftsbundes, Benno Schinagl, rief in eindringlichen Worten dazu auf, der Jugend Nestwärme zu geben, denn jeder Mensch sehne sich nach Liebe. Wenn unsere auf Profit orientierte Gesellschaft jungen Menschen diese Liebe nicht mehr bieten kann, finden diese die ersehnte Anerkennung in anderen Kreisen, unter anderem auch bei den IS-Kämpfern in Syrien.
Als besonderer Ehrengast war der Konsul der Republik Kosovo mit Gattin und Kindern aus Wien angereist. Imer Lladrovci ist der Krieg in seiner Heimat vor 16 Jahren noch in schrecklicher Erinnerung. Er bedankte sich im Namen seines Landes für den internationalen Einsatz für den Frieden, an dem auch Österreich beteiligt war und unterstrich die Notwendigkeit, die schrecklichen Ereignisse aufzuarbeiten, um einen Frieden zwischen den Völkern möglich werden zu lassen.
Der Kirchenchor umrahmte die sehr würdige Feier mit drei Friedensliedern: „Ich möchte gerne Brücken bauen“, „Sag mir wo die Blumen sind“ und „Frieden wünsch ich dir“.
Eine Agape bot Gelegenheit zu Gesprächen. Im Gasthaus Eidenberger´s klang der Nachmittag in geselliger Runde aus.